In Österreich gibt es die Möglichkeit, nach Bedarf und Ansuchen über Ihre behandelnde Ärzt:innen an einer stationären oder ambulanten Rehabilitationsmaßnahme teilzunehmen.
Eine Rehabilitation ist in der Regel im Anschluss an eine Krankenbehandlung vorgesehen - im Bereich der psychischen Gesundheit ist dies in vielen Fällen ein stationärer Aufenthalt auf einer psychiatrischen Station, eine längerandauernde sozialpsychiatrische Begleitung oder Ähnliches. Die Rehabilitationsmaßnahme hat zum Ziel, zur weiteren Stabilisierung der Patient:innen beizutragen.
So wie im physisch/medizinischen Bereich - das sind z.B. Rehabilitationsmaßnahmen für den Stütz- und Bewegungsapparat, des Herz-Kreislaufsystems, des Stoffwechsels, etc. - besteht eben auch die Option einer psychosozialen bzw. psychiatrischen Rehabilitationsmaßnahme.
Bevor Sie mit einem Rehabilitationsprogramm oder einem Rehabilitationsaufenthalt beginnen, ist es sinnvoll, einige Informationen und Vorstellungen vorab abzuklären.
Wann ist eine Reha sinnvoll? Was könnten Bedenken sein?
Eine Rehabilitationsmaßnahme kann maßgeblich zu einer psychischen Stabilisierung beitragen. Dennoch ist es hilfreich, sich vor Beginn einer Maßnahme bzw. vor Antragsstellung zu informieren, welche Programme eine Reha-Maßnahme im Regelfall beinhaltet.
Eine grundlegende Überlegung sollte die Form der Rehabilitationsmaßnahme beinhalten. So gibt es Institutionen, die stationäre oder eben ambulante Programm anbieten.
Stationär oder ambulant?
Im stationären Setting bleiben Sie für die Dauer der Maßnahme in der Sonderkrankenanstalt. Das bedeutet, Sie beziehen ein Zimmer, werden verpflegt und erhalten Ihr tägliches Programm (in der Regel an sechs Tagen pro Woche!). Je nach Institution kann es möglich sein, dass Sie einzelne Nächte an Wochenenden zu Hause verbringen können.
Im ambulanten Setting reisen Sie täglich zur Institution an, nehmen am Therapieprogramm teil und reisen nach Ihrer letzten Therapieeinheit wieder ab. Dies lässt sich mit einem tagesklinischen Setting vergleichen. Sie verbringen Ihre Abende zu Hause und schlafen auch daheim.
Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Während Sie im ambulanten Setting täglich an Ihren gewohnten Rückzugsort und Wohlfühlort (Ihr Zuhause) zurückkehren können, werden Sie damit auch mit den Herausforderungen Ihres Alltags konfrontiert. Das stationäre Setting wiederum erlaubt eine intensivere Auseinandersetzung mit Ihrer spezifischen Problematik, u.a. auch, da Sie sich nicht um Verpflegung und Haushalt kümmern müssen. Andererseits sind Sie damit auch an die Klinikvorschriften und Hausregeln gebunden.
Exkurs: Reha Phase II und III
Bei Ihren Recherchen sind Sie möglicherweise bereits auf die Begriffe (Phase I), Phase II und Phase III gestoßen.
Phase I bezieht sich in der Regel auf die akut stattfindende und intensivste Form der Krankenbehandlung (im Bereich der psychischen Gesundheit umschließt dies in den meisten Fällen den Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik).
Rehabilitationsmaßnahmen beginnen dann ab Phase II. Phase II Rehas im psychosozialen und psychiatrischen Feld sind meistens mit einer Dauer von 6 Wochen geplant und können sowohl stationär als auch ambulant durchgeführt werden.
Phase III Rehas können bei Indikation im Anschluss an Phase II Aufenthalte beantragt werden. Diese Programme können Sie sich als Zwischenstufe einer ambulanten Phase II Reha und einer z.B. psychotherapeutischen Begleitung im niedergelassenen Bereich vorstellen. Je nach Institution haben Sie dabei eine oder mehrere Therapieeinheiten pro Woche, über einen längeren Zeitraum von einigen Wochen bis zu einem Jahr. Die Phase III Rehabilitation ist so angelegt, dass die Absolvierung grundsätzlich bereits neben einer beruflichen Tätigkeit möglich ist.
Eine Liste der Rehaeinrichtungen finden Sie auf dieser Website (wählen Sie zunächst den Typ, z.B. "Erwachsene Stationär" aus und dann unter Indikation "PSY - Psychiatrische Rehabilitation" und klicken Sie dann auf "Suche starten").
Was wird angeboten und was erwartet Sie?
In der psychiatrischen Rehabilitation erwartet Sie ein Bündel an unterschiedlichen Maßnahmen und Therapieformen. Grundsätzlich sind die Programme ähnlich aufgebaut und genormt, da von der PVA als Kostenträger ein Rahmenprogramm vorgegeben wird. Alle Programme, die sie in der Reha vorfinden, sind geprüfte und evidenzbasierte Verfahren, und umfassen Angebote für ihr mentales, psychisches und physisches Wohlbefinden.
Die Angebote reichen von Bewegungs-, Entspannungs- und sporttherapeutischen Angeboten, bis hin zu psycho-, musik- und ergotherapeutischen Maßnahmen sowie psychologischer Diagnostik, psychiatrischer Abklärung, Pflege und sozialarbeiterischer Unterstützung. Je nach Haus gibt es auch Zusatzprogramme, die außerhalb des Rahmenprogramms genutzt werden können.
Das Setting umfasst sowohl Gruppenangebote, als auch Einzelsitzungen. Die Gruppengröße und Zusammensetzung kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen, in der Regel werden Therapien jedoch mit 8-12 Personen durchgeführt.
Was sind erreichbare Ziele einer Reha? Was ist nicht vorstellbar?
Um optimal von der Reha zu profitieren, ist es sinnvoll, sich über mögliche Ziele und Erwartungen Gedanken zu machen, auch schon vor Anreise bzw. Beginn des Programms. Fragen, wie…
Wofür möchte ich die Zeit der Reha-Maßnahme nutzen? Was möchte ich erreichen? Welche Veränderungen strebe ich bis zum Ende des Programms an? Wie erkenne ich, dass die gewünschte Entwicklung auch stattfindet? Wie gehe ich mit Rückschlägen um?
…verschaffen Ihnen bereits zu Beginn einen Ausgangspunkt für Ihre Zeit in der Reha.
Wichtig dabei ist, sich ein realistisches Ziel zu setzen, das in der begrenzten Zeit der Reha-Maßnahme auch umsetzbar ist. Bedenken Sie auch, dass bereits begonnene Prozesse, z.B. aus einer laufenden psychotherapeutischen Begleitung, nicht unbedingt nahtlos im Rehabilitations-Setting fortgesetzt werden können (mitunter werden diese pausiert und das Reha-Setting für andere Herausforderungen genutzt). Besprechen Sie daher einen geplanten Reha-Aufenthalt unbedingt auch mit Ihrer/m Psychotherapeut:in.
In meiner bisherigen Erfahrung ist ein Reha-Aufenthalt oft ein Anstoß für eine beginnende Entwicklung, ein Erkunden der Möglichkeiten und unterschiedlichen Therapieformen, die Erleichterung und Entwirrung bieten können. Nachhaltige Veränderung passiert oftmals in länger andauernden Prozessen, die durch eine Rehabilitationsmaßnahme durchaus neuen Schwung bekommen können.
Benedikt Baumgartner, Jänner 2025
Disclaimer
Die vorliegenden Informationen stellen persönliche Gedanken, Meinungen und Erfahrungen des Autors dar und dienen zum Denkanstoß und zum ersten Einblick in das österreichische Rehabilitationssystem. Die Inhalte sind weder objektiv, noch sind sie von Einrichtungen, PVA, ÖGK oder anderen Trägern überprüft!
Die Bilder in diesem Beitrag wurden mit Canva AI erstellt.
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